Lubomir Hnatovic: Arbeitsreihe Landschaften
Reduziert auf die groben Umrisse, die Formen - und
Farbästhetik der klassischen Maltechnik laden die neuen Landschaftsbilder von Lubomir zur Erkundung auch der
eigenen Fantasiewelt ein. Und ganz in der Tradition seiner
großen Vorbilder erhält das Licht eine maßgebliche Rolle. Die
Themen, denen sich Lubomir in seinen Arbeiten widmet, sind immer existentiell, sie rühren an die Vergänglichkeit, durchaus auch an die menschlichen Abgründe. In seinen Landschaften stellt er diese Sinn - und Seinsfragen auf der metaphorischen Ebene - und schließt damit an die Meister der Romantik wie John Constable oder Caspar David Friedrich und schließlich William Turner an. Mit Turner, aber auch mit dem holländischen Barockmaler Jan Vermeer verbindet Lubomir speziell die
Lichtwirkung, mit Turner darüber hinaus die zunehmende
Abstraktion. Nur kurz hat Lubomir in Bratislava und Wien die Kunstakademien besuchte, um sich das nötige
Handwerkszeug dann zielgerichtet selbst anzueignen.
Ausgehend von den alten Meistern, zu denen unter vielen
anderen auch Goya, Velasquez und Ribera zählen - und zu
Beginn seiner malerischen Faszination Francis Bacon, hat er seinen ganz persönlichen Stil jenseits aller Moden entwickelt. Auf Leinwand, die mit Acryl grundiert wird, folgen die
zahlreichen dünn aufgetragenen Ölfarbenschichten, deren
endgültiges Erscheinungsbild immer eine gewisse Dosis
Ungewissheit enthält. Der kontrollierte Zufall zu Bildtiefe und
innerem Leuchten.
Reale Landschaften dienen dem Maler als Impulse, die er in seine mystisch wirkenden Fantasielandschaften transponiert. In der aktuellen Serie nutzt er nun unterschiedliche Qualitäten und Konsistenzen von Nebel zur Verhüllung des Konkreten und gleichzeitig Öffnung in noch tiefere Schichten des
Bewusstseins. Wie Landschaften der Seele, die den Blick und die Gedanken in eine vernebelt-ungewisse Endlosigkeit führen. Doch das durchbrechende Sonnenlicht gibt die Aussicht auf Hoffnung, lässt Freude und Trost erahnen.
Die Deutungsmöglichkeiten in Hinblick auf Individuum, soziale Gruppen und Gesellschaft sind mindestens ebenso
vielschichtig wie die virtuose Malerei selbst.
Verena Kienast
Die Linie als Begrenzung und Formgebung hat Renate Krammer in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt und zum Prinzip erhoben. Dabei reduziert sie dieses Ausdrucksmittel strikt auf die horizontale Linie - parallel geführt, freihändig gezogen und dieser
Freiheit entsprechend mit Unregelmäßigkeiten, Brechungen,
minimalen Abweichungen durchsetzt. So entsteht schließlich aus der Reduktion eine unerschöpfliche Fülle an Möglichkeiten, die das Bild- und Raumgeschehen in eine abstrakte und gleichzeitig sinnliche Spannung versetzen.
Die handgezeichneten Graphit - oder Buntstiftlinien sind
vergleichbar der ganz persönlichen Handschrift, so Krammer, - Ausdruck ohne Wort, erzeugt im ganz eigenen Rhythmus, im meditativen Versinken der Strichführung. Die Variationen und die Gesamtheit der Linien in einem Bild erzeugen die Form und eine "schlichte Poesie". Pure Abstraktion als Auseinandersetzung mit Flächen- und Raumwirkung. Übereinander gelegte, gegeneinander verschobene Rechteckformen aus farbig gezogenen
Strichen wirken wie feine Gewebe, die in den Überschneidungen dichter werden und unterschiedliche Farbintensitäten erhalten.
Pulsierende Bewegung ist auch in den Reliefarbeiten Krammers deutlich spürbar, wo sie die handgerissenen Papierteile an den Risslinien mit Metallfarbe akzentuiert und die etwa fünf Zentimeter hohen Streifen mit der Farbkante nach oben in einen
rechteckigen Rahmen nebeneinander setzt. Dicht an dicht, wie ein wogendes Wasser oder im Detailausschnitt wie ein
Wolkenmeer. Genauso vergänglich wie das Wesen der Linie.
Verena Kienast