Karoly Klimo, Ilse Gewolf

27. Juni 2015 - 23. August 2015

Eröffnung 27. Juni 2015 um 19 Uhr

 

Károly Klímó
„In Schachteln eingesperrt“

Die Frage des Seins in seiner Begrenztheit und seinen Möglichkeiten beschäftigt den ungarischen Maler Károly Klimó im Leben wie in der Kunst. In seinen frühen Jahren hat sich diese philosophische Auseinandersetzung mit dem Existentialismus in einem Bild manifestiert, das bereits den Vorgriff auf die größtmögliche Reduktion aufwies. Das Prinzip ist gleichgeblieben, die Mittel haben sich verändert. Als langjähriger Gut Gasteil-Künstler und -Freund zeigt Klimó diesmal sowohl seine existentialistische Anfangsarbeit als auch seine neuen Collagearbeiten unter Glas, denen er den Titel „In Schachteln eingesperrt“ gibt.
 Von der figuralen Darstellung führte der Weg in einem langsamen Prozess in die Abstraktion und zur Aneignung des prachtvollen Fabenuniversums. Farben, so Klimó, bedeuten fundamental die Schönheit der Welt. Sie öffnen im Zusammenspiel mit den Formen unerschöpfliche, endlose Varianten. Dazu begann er in seinen figurativen Bildern zunächst einzelne Elemente aufzunehmen, um sie zu abstrahieren, auf ihre Kernformen zurückzuführen und zu reduzieren. Eine behutsame, aber kontinuierliche Entwicklung, wie sie in Klimós Vergleich „Geist und Seele“ entspricht.
Die Freiheit hat für Károly Klimó sowohl in seinen Arbeiten als auch in seinem Denken einen wichtigen Platz. Als „freie Malerei“ bezeichnet er seine künstlerische Vorgehensweise und war in seiner Studienzeit beeindruckt von Joseph Beuys, Arnulf Rainer und Cy Twombly - auch von deren Freiheit und Mut. Seine Themen findet er im aktuellen politischen Geschehen, der Umweltproblematik und der Philosophie und übersetzt sie in seine höchste abstrakten Formen und die Materialität der Farbe, die er in Farbfeldern in ein neues Spannungsverhältnis bringt. Referenz an die Spannungen der Gesellschaft und des Seins.
Verena Kienast

Ilse Gewolf
„Schreiben - Malen“

Zerrissene, verschwundene und vergessene Worte und Botschaften hinterlassen dennoch ihre Spuren - in den Menschen und in der Geschichte, auch wenn ihre Bedeutung sich vielleicht grundlegend geändert hat. Für Ilse Gewolf erhält das Zusammenwirken von Geschriebenem und der Malerei in ihrem Werk einen vielfältigen Austauschprozess zwischen Inhalt und Empfindung, Form, Material und Prozess. Texte von Ingeborg Bachmann, von Paul Celan und von Gert Jonke sind die Grundlage, auf und zu denen sie ihre bildlichen Antworten erarbeitet.
Die Merkmale des Unvollständigen, Fehlenden haben Gewolf besonders in den Bachmann-Texten elementar angesprochen, wie beispielsweise in der "Ägyptischen Finsternis" im Roman-Fragment "Das Buch Franza". "Es geht um das Verschwinden aus der Sprache, aus dem Leben, aus der Sichtbarkeit", so Gewolf. Gleichzeitig aber auch um die Erinnerung und das Gedächtnis, um das Zerrissensein und die fehleranfällige Mitteilungskraft der Sprache.  Diese Vielschichtigkeit nützt Gewolf nun als Prinzip ihrer Arbeit.
Gewolf löst mit ihrem Malen, wie sie es selbst beschreibt "Wortgruppe um Wortgruppe den Text aus seiner ursprünglichen Form und führt ihn über ins große Formfeld einer Leinwand." Waren diese Textbilder, die mit den Gedichten aus dem Bachmann-Nachlass ihren Ausgang nahmen, zu Beginn noch relativ leserlich, so werden sie zunehmend zerrissener, unleserlich, werden zum Portrait von Schriftzügen. Nur hie und da lässt sich etwas entziffern, regt zu Assoziationen an. Einen weiteren Schritt der Zerrissenheit fügt Gewolf mit einer zusätzlichen Schicht hinzu: Wenn die Texte nicht direkt in den Untergrund, sondern zunächst auf hauchdünnes Papier geschrieben, dann in Fetzen gerissen und diese auf dem Bild mit Leim befestigt werden. Wie Haut, mit Falten und Unebenheiten, eine räumliche Dimension erschließend.  
Verena Kienast

  • Karoly Klimo, Ilse Gewolf
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