Eröffnung Samstag, 30. April um 18 Uhr
Anna Maria Brandstätter zeigt in der aktuellen Ausstellung im Gut Gasteil vor allem ihre Tuschzeichnungen, aber auch Bilder in Mischtechnik und Miniaturen. Die durch zahllose in unterschiedlicher Dichte gesetzten Striche in ihren Zeichnungen ergeben pulsierende Strukturen, die sowohl eine geradezu plastische Erscheinung erzeugen, als auch tatsächlich Bewegung suggerieren. Wie Strudel der Wolken oder des Wasser, wie die fein sich schmiegenden Haare eines Tierfells. Details aus dem Leben. Mit Blau in unterschiedlichsten Schattierungen bis zu sehr dunklem Indigoblau, das auf den ersten Blick wie schwarz erscheint und nur bei Lichteinfall seinen bläulichen Schimmer offenbart. Innehalten und den Zeichenvorgang reflektieren, ermöglicht der Künstlerin die Position des Betrachters einzunehmen, wie sie selbst erklärt. Dem Leerraum Platz zu geben und in das Spannungsfeld einzubauen, ihm Bedeutung zu geben, erinnert an die asiatische Philosophie und klingt im Bild als eine mögliche Assoziation zu japanischen Holzschnitten an. Der hervorgehobene Bildgegenstand verleiht der Zeichnung Objektcharakter. Gezeichnet wird aber auch mit Bleistift oder Buntstift, auf farbigem Untergrund, gemischt mit Aquarell. Dabei haben sich, so Brandstätter, die Miniaturen im Format 10x10 Zentimeter von Versuchsfeldern, um die Tendenzen der Zeichnung und ihre Entwicklung auszuloten, zu einer eigenständigen Form für die „mobile Arbeit“, also außerhalb des Ateliers, etabliert. Die Malerei baut Brandstätter schichtweise auf - Eitempera als matt-samtiges Element, Ölfarbe mit glänzender Oberfläche und die fein abgestimmte Spannung aus diesen Gegensätzen. Gearbeitet in klassischer Technik, aufgetragen mit den bloßen Händen, dem Pinsel, Tüchern, Spachteln. Die sinnliche Erfahrung der Bildschöpfung und des Materials stellt einen substantiellen Aspekt bei Zeichnung und Malerei dar und weil die Zeichnung für die Absolventin der Kunstuniversität Linz die größere Bedeutung hat, fließt sie auch in die Malerei ein.
Es ist die Liebe und die Hingabe zum Material, die Faszination für die manchmal überraschenden Entwicklungen, die der Arbeitsprozess und das Erscheinungsbild nehmen, die die beiden Bühnenmaler des Theaters in der Josefstadt fasziniert und fesselt. Und weil das gemeinsame Schaffen am selben Werk sowohl im Theaterbetrieb als auch im Bereich der eigenen Kunst den zusätzlichen Reiz der unmittelbaren Auseinandersetzung
bietet, haben sich Markus Schmidel und Bernard Antl
2011 zum Künstlerduo „Schichtarbeiter“ zusammengetan und werken fortan im zeitlichen wie objektbezogenen Schichtdienst. Die groß- bis sehr großformatigen Bilder wirken wie Abbilder von verwunschenen, traumhaften Landschaften in den unterschiedlichsten Stimmungslagen - und erscheinen immer wieder anders. Je nach Blickwinkel, Lichteinfall und eigener Gedankenwelt. Denn in Wirklichkeit ist der Bildgegenstand absichtslos und
abstrakt, das Thema ist das Material, die "Sehnsucht, in die Farben zu greifen", wie die beiden Maler es beschreiben: Die Lust am Experimentieren, an der Erforschung und am Entdecken der Möglichkeiten - um die Sprache des Materials: Feines handgeschöpftes Papier, das mit Farbpigmenten, Wasser und Knochenleim versetzt auf die Leinwand aufgebracht wird. Schicht für Schicht. Diese Arbeitsweise verleiht dem Bild eine zusätzliche plastische Dimension, die sich nicht nur aus der Bildtiefe, ähnlich wie bei den altmeisterlichen Techniken ergibt, sondern ganz konkret auch aus den Falten und Kantensprüngen an der Oberfläche, die eine zart reliefartige Struktur erzeugen.
Eben diese Sprache erkennen die „Schichtarbeiter"“ zunehmend besser und so hat sich der gemeinsame Arbeitsablauf, der ohne festgelegte Aufgaben- und Rollenzuordnungen erfolgt, entsprechend angepasst.